Keine Angst vor reifem Chardonnay
Dass große Weine aus der Chardonnaytraube hervorragend altern können, bewies wieder einmal eine exklusive Verkostung internationaler Topweine aus dem Jahrgang 1996. Sechs Chardonnays aus den vier größten Anbauregionen für diese weiße Hauptsorte zeigten eindrucksvoll, über welche Vielschichtigkeit sie verfügen – auch wenn sie längst ihrer Fruchtphase entwachsen sind.
Louis Carillon et Fils, Côte d’Or Bourgogne, Puligny-Montrachet „Les Champs-Canet“ 1er Cru
geröstetes Brot, etwas Akazie, feine kräutrige Noten, bei aller weichen Textur schlank und frisch, gute Balance, 91 Punkte
Jean Noël Gagnard, Côte d’Or Bourgogne, Chassagne Montrachet „Clos de la Maltroye“ 1er Cru
Blütenpollen, Grapefruit, Kieferzapfen, getrocknete Aprikosen, erinnert in der Nase etwas an einen Single Malt, auch etwas Powiddl und einen Hauch Kakaobohne, dabei eine dezente Brotnote. Schöne Mineralik und Frische, hervorragende Dichte und Komplexität. 95 Punkte
Mer Soleil Vineyard, Central Coast California, „Mer Soleil“
dunkel-gelbe Farbe, Bienenwachs und angenehme Brottöne, die Klebstoffnote verflüchtigt sich mit der Zeit, stattdessen entwickeln sich nussige und karamellige Aromen; schöne Dichte und hervorragende Länge, 93 Punkte
Leeuwin Estate, Margaret River Western Australia, „Art Series“
leider oxidativ, zeigt dennoch Armagnac, getrocknete Aprikosen und Butternoten, besitzt dabei ordentlich Säure, o.W.
Ca‘ del Bosco, Franciacorta Italia, Chardonnay
sehr feiner Wein, aber kein Charmeur: absolut straight, stahlig, etwas Grapefruit, kräftige Säure, wirkt fast etwas spröde, 91 Punkte
Beringer Vineyards, Napa Valley California, „Private Reserve“
Kaffeenote, kräftig blütenpollig, etwas Fruchtgummi, dabei leicht animalisch, im Abgang recht wild. 90 Punkte