Chardonnay mit Charme und Kanten

So wohl sich die weiße Chardonnaytraube in vielen Weinbaugebieten rund um den Globus fühlt, so unterschiedlich sind die Weine, wenn sie einen längeren Reifeprozess hinter sich haben. Bis auf einen  altersbedingten Ausfall gab es bei einem Vergleich hochwertiger Chardonnays aus Frankreich, Italien und dem Napa-Valley eine überraschende Aromenvielfalt zu entdecken. Das Spektrum reichte dabei von absolut hervorragend bis eigenständig-akzeptabel:

Newton Vineyard, Napa Valley Chardonnay „unfiltered“ 1996
Akazienhonig, karamellig-nussige Noten,  entwickelt mit der Zeit feine Butteraromen, etwas getrocknete Ananas und Aprikose, erinnert entfernt an Single-Malt-Whiskys, besitzt eine angenehm-dezente Bitternote, kraftvolle Mineralik, gutes Säuregerüst, 93 Punkte 

Castello della Sala / Marchesi Antinori, Chardonnay “Cervaro della Sala” 1995
kräutrig-gemüsig, Kakaobohne, etwas Wermut, Regipsplatte, Gefrierbrand, trotzdem mit genügend Druck und Länge, 85 Punkte 

Domaine de la Bongran / Jean Thévenet, Macon Villages “Cuvée Tradition” 2001
hellgolden, Honig, Rosinen, Bohnerwachs, Blütenaromen, Botrytisnote, reifer Apfel, Ananas, erinnert dabei an Riesling, schöne Frische, sehr gute Harmonie und Länge, 93 Punkte 

Jean Boillot & Fils, Puligny-Montrachet 1er Cru „Clos de la Mouchère“ 2000
Zitrusaromen, etwas animalisch, gegrillte Rote, frisch, aber auch etwas stumpf, dabei druckvoll und nachhaltig, 89 Punkte 

Labouré-Roi, Chablis 1er Cru „Les Vaillons“ 1996
cremig, zerlassene Butter, feine Zitrusnoten, Curry-Chutney, sehr stimmig, 91 Punkte 

und zum krönenden Abschluss eine süße Themaverfehlung: 

Winzergenossenschaft Varnhalt eG, Varnhalter Riesling Eiswein,  1998
rosenduftig, rassige Säure, unglaubliche Länge, 94 Punkte

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