Von der Avantgarde zum Kult – Toskanas Weinelite

Guado al Tasso, Lupicaia, Sassicaia und Ornellaia sind Weinnamen, die bei vielen Weinliebhabern ehrfürchtige Reaktionen hervorrufen. Stehen diese doch musterhaft für eine Qualitätsoffensive im toskanischen Weinbau, die in den 1970er Jahren (Sassicaia, Tignanello) ihren Anfang nahm, in den Achtzigern an Fahrt gewann (u.a. Ornellaia) und in den 90ern mit neuen Supertuscans (Lupicaia, Guado al Tasso etc.) endgültig in der Weltspitze ankam. In Küstennähe und dort besonders in Bolgheri setzten Cabernet-dominierte Bordeaux-Mischsätze Maßstäbe.

Doch wie präsentieren sich diese Marksteine nach annähernd 20 Jahren der Reifung, werden sie ihrem Kultstatus nach wie vor wirklich gerecht? Eine nicht ganz eindeutige Antwort:

Tenuta del Terriccio, Lupicaia 1995
körperreiche Cuvée aus 85 % Cabernet Sauvignon, 10 % Merlot und 5 % Petit Verdot; Brombeere, Holunderlaub, Zimt, etwas Teer, blutig, erdig-vegetabile Noten, 91 Punkte

Tenuta Belvedere, Guado al Tasso 1995
60 % Cabernet Sauvignon, 40 % Merlot; siruphafte Anmutung, balsamisch, kräftige Kräuterwürze, tannennadelig, dürrstielige Strenge, komplex, verliert im Finale an Druck, 90 Punkte

Tenuta dell`Ornellaia, Ornellaia 1995
76 % Cabernet Sauvignon, 18 % Merlot, 6 % Cabernet Franc; hervorragend ausbalanciert durch schöne Fülle und gleichzeitig prononcierte Strenge, kirschig-rotfruchtig, Leder, kräutrig, lang, 94 Punkte

Tenuta San Guido, Sassicaia 1995
85 % Cabernet Sauvignon, 15 % Cabernet Franc; Rum-Trauben-Nuss-Schokolade, etwas Karamell, Doldenblütler, Kakaobohne, frische Säure, überzeugend, ohne zu begeistern, 91 Punkte

 

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