Das Remstal zeigt, was es kann

Ohne Gastwinzer aus Stuttgart diesmal und dennoch nicht weniger interessant als in früheren Jahren: Vom 16. bis 17. Februar bot der 12. Weintreff der Remstal-Route seinen Besuchern in der Alten Kelter in Fellbach mehr als 160 Weine von 40 Winzern aus dem Remstal. Gelohnt hat es sich allemal, viel Zeit mit zu bringen, auch wenn die Weine doch von sehr unterschiedlicher Qualität waren.

Geboten war letztlich für alle etwas. Weine von vier bis 32 Euro, Weine für den traditionellen Viertelesschlotzer, der es gerne etwas lieblicher mag und für den ambitionierten Weinfreund, der beispielsweise Cuvees nach internationalem Vorbild verkosten konnte.

Für letzteren stellte sich natürlich auch die Frage, ob sich unter all den angebotenen Weinen so etwas wie ein regionaltypischer Charakter erkennen ließe – jenseits einer leider immer noch anzutreffenden, durch Maischeerhitzung enstandenen, eindimensionalen Süßlichkeit, versteht sich. Dabei kann von Einheitlichkeit sonst eigentlich gar keine Rede sein. Nicht nur die sogenannte Elite experimentiert immer mehr mit Sorten, die urprünglich keineswegs ins Remstal gehörten. Die diversen Neuzüchtungen aus der Cabernet-Traube finden immer stärkere Verbreitung, Merlot, Zweigelt und Sauvignon Blanc haben schon seit einiger Zeit ihre Freunde. Und das zu Recht! Gerade die weiße Sauvignon Blanc und der rote Zweigelt, letzterer sonst nur aus Österreich bekannt, erzielen erstaunliche Ergebnisse rechts und links der Rems. Kein Wunder also, dass sich zwei der erstmalig stattfindenden kommentierten Extra-Weinproben, für die die Sommelière Nathalie Lumpp und der Vinum-Chefredakteur Rudolf Knoll gewonnen werden konnten, sich diesen beiden Sorten widmeten.  Wusste beim Sauvignon Blanc vor allem das Weingut Schnaitmann mit dem 2007er (88 Punkte – eigene Bewertung) zu überzeugen, war es beim Zweigelt an vorderster Front der Altmeister Jürgen Ellwanger mit seinem „Hades“ 2005 (91 P). Aber gerade hier wurde deutlich, dass nicht nur die arrivierten Weingüter etwas zu bieten haben. Stellvertretend für manche kleineren Weingüter sei hier ein Zweigelt für gerade mal etwas mehr als 6 Euro genannt: der Geradstettener Lichtenberg, 2005 vom Weingut Hof-Mayerle (87 P).

Doch stehen für Württemberg natürlich andere Weine: Trollinger, der allerdings nur eine sehr untergeordnete Rolle auf der Probe spielte, Riesling, Spätburgunder und seine nahen Verwandten Samtrot und Frühburgunder, die allerdings mengenmäßig eher als Spezialitäten anzusehen sind und natürlich Lemberger. Gerade bei dieser Sorte lassen sich die unterschiedlichen Philosophien der Weinmacher gut ablesen: von fruchtbetont und elegant bis zu mächtig und barriquedominiert. Empfehlenswert u.a. Karl Haidles 2005er aus dem Barrique (88 P), Medingers 2006er Auslese (88 P) und der filigrane 2006er Lemberger*** vom Weingut Siegloch-Klöpfer (87P).

Immer wieder fanden sich auf dem Fellbacher „Weintreff“ auch recht gelungene Cuvèes, v.a. bei den Rotweinen. Hier sind z.B. die Cuvée M vom Weingut Heid (89 P), „Dux“ vom Weingut Herzog von Württemberg (89 P) und „Simonroth“ aus Merlot und Cabernet von Schnaitmann (89 P) zu nennen.

Insgesamt eine Probe, die das Potenzial dieser Region gut verdeutlichen konnte und neugierig macht auf die weitere Entwicklung dieser doch sehr heterogenen Weinwelt des Remstals.

mallg

Kommentarfunktion ist deaktiviert