Nicht ganz auf Augenhöhe: ein schwäbisch-burgenländischer Weinvergleich
Mehr als 550 km liegen zwischen mittlerem Neckartal und dem Burgenland. Auch bei der Sonnenscheindauer ist der Abstand zwischen beiden Regionen nicht ganz unerheblich: Im östlichsten Bundesland Österreichs scheint die Sonne im Jahresdurchschnitt etwa 400 Stunden mehr als im württembergischen Kernland. Doch beide Weinregionen verbindet mit dem Lemberger bzw. Blaufränkisch, wie die Sorte in Österreich heißt, eine Rotweinspezialität, die auch außerhalb ihrer Anbaugebiete immer mehr Beachtung findet. Welche geschmacklichen Unterschiede zwischen diesen Weinen zu finden sein können, ließ sich bei einer kleinen, aber sehr feinen Auswahl ergründen.
Gesellmann, Burgenland, „G“ 2007
Waldbeeren, feine Würze, Zedernholz, Nelke, frisch gecremtes Leder, dicht und samtig, bei einiger Säure gut ausgewogen, 93 Punkte
Krutzler, Burgenland, Perwolff 2005
Sauerkirsche, Heidelbeeren, Bittermandel, etwas zurückhaltender in der Aromatik, schöne Röstaromen, kräftige Säure, 92 Punkte
Ernst Triebaumer, Burgenland, Blaufränkisch Ried Mariental 2001
dunkle Waldbeeren, Veilchen, Mandeln, etwas Eukalyptus, Rumtopf, hervorragende Röstaromen, kraftvoll, frisch und ausgewogen, 93 Punkte
Aldinger, Württemberg, Lemberger Fellbacher Lämmler*** 2005
zunächst Cassis, etwas Grapefruit, entwickelt allmählich Anklänge an Kaffee, Kiwi und Tannennadeln, lebhafte Säure, 90 Punkte
Dautel, Württemberg, Lemberger „S“ 2007
typisch württembergisches Bodagfährtle, Bittermandel, stahlig und säurestark, bricht vorzeitig ab, 88 Punkte
Renate Kuntz, Württemberg, Lemberger 2007
Kaffee, Cassis, Rumtopf, Marzipan, erdig und füllig, gute Konzentration, ein wenig grünes Holz, 91 Punkte