Im Degustationsdelirium. Ein Rundgang über die Weinpräsentation im Zeppelinhotel Stuttgart

Für die einen ist der November ja nur ein Monat der Tristesse und Traurigkeit, den es so gut wie möglich zu überleben gilt. Andere lieben ihn gerade aus eben diesem Grunde. Für den Weintrinker ist es dagegen Arbeit. Freudvolle Arbeit natürlich. Es gibt eine Vielzahl an Weinproben, meist von Fachgeschäften, die das Weihnachtsgeschäft im Blick haben. Eine andere Veranstaltung war die jährlich stattfindende Präsentation vom 2. November im Steigenberger Hotel Graf Zeppelin in Stuttgart. Im noblen Ambiente stellte sich, wie in den Jahren zuvor, ein Teil der deutschen Weinelite dem geladenen Publikum vor: Dr. Heger, Salwey, Schloss Proschwitz, Kühling-Gillot, Knipser, Schloss Saarstein, Künstler, Wirsching, Aldinger und Drautz-Able.

Viel Licht und viel Schatten gab es dabei zu „besichtigen“.  Viel Grund, den hochgelobten 2007er Jahrgang so herauszuheben, wie es in den Medien teilweise geschah, gab es jedenfalls nicht. Einige  erfreuliche Highlights seinen hier kurz angeführt,     selbstverständlich ohne vollständig sein zu wollen oder  den Anspruch zu haben, irgendjemandem gerecht zu     werden.

Von Aldinger wussten das Cuvée A, 2007 aus Chardonnay und Weißburgunder, das unverkennbar im Barrique ausgebaut wurde und der Fellbacher Lämmler Spätburgunder**, gleicher Jahrgang, zu überzeugen (beide 89 Punkte). Sein Württemberger Kollege Drautz-Able konnte da nur mit dem Jodokus Rotwein Hades 2005 einigermaßen mithalten (88). Wirsching aus Franken hat vor allem einen Preis-Leistungssieger zu bieten: die trockene Scheurebe Spätlese 2007 für 11,50 € (88). Die gleiche Bewertung bei acht Euro mehr bekam der Riesling Großes Gewächs aus dem Julius-Echter-Berg. Weine aus einem insgesamt niedrigeren Preissegment bot Schloss Saarstein, konnte dabei aber auch besser überzeugen als manch anderer Kollege. Herausgehoben sei nur die Riesling Spätlese feinherb 2007 mit 89 Punkten. Ebenso in der Breite überzeugend war das Weingut Salwey aus Baden. Die großen Gewächse aus Grau- und Weißburgunder waren gleichermaßen großartig (91).
Kühling-Gillots zwei große Gewächse vom Riesling (Sackträger und Ölberg, 2007) sind zwar preislich ein Stück auseinander, jedoch nicht beim Trinkspaß, den sie bieten (beide 90). Auf ähnlichem Niveau bei gänzlich anderer Geschmacksrichtung sind die Scheurebe Auslese edelsüß von Schloss Proschwitz, 2007 und bei Rotwein Dr. Hegers Spätburgunder Ihringer Winklerberg, Barriqueausbau 2005 (89) anzusiedeln.
Knipser ist zwar eigentlich Rotweinspezialist, erwähnt werden sollen aber zwei aktuelle Weißweine: Riesling Spätlese trocken Kalkmergel und das Große Gewächs, Himmelreich mit jeweils 89 Punkten. Zu loben wäre noch, wen wundert´s, das Weingut Künstler aufgrund der Goldkapsel Riesling trocken vom Hochheimer Kirchenstück 2007 (90 Punkte).

Das sei es dann auch gewesen mit dem Parforce-Ritt durch eine doch recht umfangreiche Präsentation. Im Einzelfall wurde zwar die eine oder andere Hoffnung etwas enttäuscht, andererseits verspricht das gute Potenzial vieler Weine fraglos einen hohen Trinkgenuss in einigen Jahren. Die nächste Zukunft erst einmal aber noch einige spannende Verkostungen, dem November sei Dank.

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