Die Aufklärung des Trendtrinkers

Eigentlich ist das Weintrinken ganz einfach. Man sucht sich einen Wein, der gerade zu der Stimmung passt, in der man Lust auf eine schöne Flasche bekommen hat und öffnet diese.

Glücklich, wer im Keller so bestückt ist, sämtlichen, dem Konsum zugeneigten Zwischentönen des Gemüts das passende Getränk zuzuordnen. Glücklich vor allem, weil er sich überhaupt zu Kaufentscheidungen durchringen konnte, obwohl sie einem vermeintlich so leicht gemacht wurden, wie es der orientierungslose Trinker bis in die neunziger Jahre nie zu hoffen wagte. Schließlich bekam dieser ja nicht durch sämtliche bekannte und bis dato unbekannte Weinversandhändler verbalkonzentrierten Mailing-Wind von den neuesten Geheimtipps und Trends. Nur jetzt zu einem besonders günstigen Preis zu erstehen. Denn unausweichlich sprächen sich diese sensationellen Qualitäten bald herum. Und dann noch aus diesem Jahrhundertjahrgang…

Seltsam, dass dieser in immer kürzeren Abständen wieder auftaucht. Mit viel Kauforientierung wird man halt offensichtlich auch in atemberaubenden Tempo älter. Aber man ist bekanntlich nur so alt, wie man sich vereppelt füllt. Oder ernst genommen fühlt?

Bei so viel Irrungen und Wirrungen hilft am besten ein vernünftiger Schluck eines Lieblingsweines, dessen Überzeugungskraft noch immer ganz nonverbal ist.

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