Kein Grund zur Euphorie: Zinfandel 1997

Wenn Weine während ihrer einsamen Dunkelstarre allmählich ihrem Ende entgegendämmern, regen sie bei ihren Besitzern gerne verwegene Hoffnungen an. Eine wundersame Verwandlung möge doch bitteschön den teuren Tropfen  ihre Wildheit austreiben und harmonische Milde an ihre Stelle setzen – natürlich unter Beibehaltung von Aromenreichtum und Fülle. Manchmal gelingt das wunderbar, manchmal ist die olfaktorische Inkontinenz der alternden Weine stärker und es bleibt nicht viel Angenehmes übrig vom einstigen Hoffnungsträger.

Bei einer Probe von 1997er Zinfandels der Oberklasse wurden weder die höchsten Erwartungen bestätigt, noch traten die schlimmsten Befürchtungen ein. Etwas mehr hätte aber schon dabei herauskommen können.
Zinfandel 1997

Rosenblum Cellars, Contra Costa County, „Zoom“
balsamisch, Graphit, Jod, rote Johannisbeere, Kaffeeröstaromen, 88 Punkte

Ravenswood, Napa Valley, Dickerson Vineyard
Liebstöckl, Lakritz, Tulpengrün, buttriger Unterton, etwas ausgezehrt und unrund, 86 Punkte

De Loach Vineyards, Russian River Valley, Saitone Ranch
Kamille, Leder, saftig, harmonisch, 89 Punkte

Seghesio Winery, Sonoma County, „Old Vine“
zarte Noten von Himbeere und roter Johannisbeere, etwas Bitterschokolade, eher säuerlich und unharmonisch, 87 Punkte

Eberle Winery, Paso Robles, Sauret Vineyards
Karamell, Jod, voll, animalisch, leicht oxidativ, 86 Punkte

Robert Mondavi Winery, Napa Valley
Heidelbeere, Marzipan, Rosenseife, recht dicht, alkoholsüß, im Abgang bitter, 88 Punkte

Rocking Horse Cellars, Howell Mountain, Lamborn Vineyard ‚Fat Lady Sings‘
Gewürznelke, Powiddl, Salzwasser, samtig und fest, 90-91 Punkte

Haywood Winery, Sonoma Valley, Los Chamizal Vineyard
Holunder, leichte Buttrigkeit, wirkt mineralisch, etwas leichter als die Fat Lady, 90 Punkte

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