Weingläser im Praxistest

Weingläser im VergleichDrei verschiedene Gläser, zwei blind verkostete Rotweine – so das Setting für eine eher ungewöhnliche Vergleichsprobe, bei der die Weingläser im Vordergrund standen. Führen die unterschiedlichen Glasformen tatsächlich zu einem intensiveren oder gar anderen Geschmacksempfinden? Das Breathable Glas des deutschen Herstellers Eisch verspricht „die volle Entwicklung von Bouquet und Aromen bereits nach 2 bis 4 Minuten“ durch ein neuartiges Oxigenierungsverfahren. Auch das handgearbeitete und mundgeblasene Glas Les Impitoyables N°1 von Peugeot mit seiner ausgeprägten und angewinkelten Form und der schmalen Öffnung soll „insbesondere die bei jungen Rotweinen dominierenden Buketts (vordringlich: Früchte, Blüten, usw.) zur Entfaltung“ bringen. Dem stand ein hochwertiges, konventionelles Bordeauxglas zur Seite, das sich schon etliche Male bewährt hatte.

Der erste Wein, natürlich frisch geöffnet, präsentierte sich in den drei verschiedenen Weingläsern gleich zu Beginn schon recht unterschiedlich:
Im Glas von Eisch war der Wein schnell präsent und fiel zunächst durch buttrige und balsamische Aromen auf, er zeigte sich weich und erinnerte etwas an Kräuter. Beim Les Impitoyables war der Wein ganz zu Beginn noch recht verschlossen, zeigte dann aber ein schönes und prägnantes Beerenaroma. Im Bordeauxglas war der Rotwein interessanterweise im Bouquet sofort präsent, verlor aber recht schnell an Prägnanz, wenn das Glas nicht geschwenkt wurde. Hier präsentierte er sich samtig-füllig, die fruchtigen und balsamischen Noten waren aber im Vergleich zu den anderen beiden Gläsern nicht ganz so ausgeprägt.
Über einen längeren Zeitraum gesehen war es dann das französische Glas, das den Wein am besten wirken ließ. Der war übrigens kein Spanier oder ein anderer Südeuropäer, sondern ein gut gelungener Vertreter hiesiger Provenienz: Weingut Aldinger, Württemberg, Merlot***, 2008 (89+ Punkte).

Auch Wein 2 stellte sich zunächst etwas unterschiedlich in den verschiedenen Gläsern dar und auch hier zeigte er sich auf lange Sicht am gelungensten im französischen Glas . Am schwächsten war er im normalen Bordeauxglas: grün, säurebetont und an Senfnoten erinnernd. Im Eisch-Glas wirkte er ein wenig runder und zeigte etwas Kakao- und Jodaromen. Natürlich wurde auch im Les Impitoyables daraus kein großer Wein mehrein wenig abgerundeter zwar, sauber, aber ohne jeglichen Schmelz und Charme.
Auch hier eine Überraschung nach dem Aufdecken: Weingut Aldinger, Württemberg, Cuvée C***, 2008 (86 Punkte).

Das französische Glas gibt es auch für gereifte Rotweine.  Teil 2 des Glasvergleichs und ein ausführliches Fazit folgen also in Bälde!

 

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