Weltuntergang mit Sti(e)l
Jede anständige Apokalypse sollte durch etwas spätrömische Dekadenz geadelt werden. Schließlich ist so ein formidabler Weltuntergang nicht alle Tage zu erleben, da er ja meist aller Tage Ende ist. Also gilt es, die Wartezeit bis zum drohenden Gottesgericht angemessen zu nutzen – mit einer üppigen Vorspeisenplatte zum Beispiel. Andere haben eher einen passenden Aperitif im Sinn und überlegen, mit welchen Flaschen sie ihre letzten Stunden verbringen möchten. Zu dieser Gruppe gehören auch solche Leute wie Weinblogger, denn sollte es mit dem versprochenen Ende dann doch nichts werden, gibt es wenigstens Stoff, über den sich trefflich schreiben lässt, wie die folgenden Zeilen beweisen. Zum Behufe einer gesteigerten Einsicht in den Zyklus von Anfang und Ende verbieten sich natürlich jegliche Kompromisse bei der Qualität:
Castello dei Rampolla, Toskana, Vigna d‘ Alceo, 1997
Brombeere, Pflaume, Zimt, schwarzer Peffer, ein wenig reife Banane, weiche, reife Tannine, schöne Fülle, sehr harmonisch, 94 Punkte
Château Montrose, St. Estèphe, 1995
typische Bordeauxnase, rotfruchtig, Bitterschokolade, Leder und Rauch, Schlehenaroma, dezent grüne Paprika, feste Tannine, dichter Unterbau, schlank, könnte am Gaumen etwas geschmeidiger und druckvoller sein, 92 Punkte
Robert Mondavi, Napa Valley, Cabernet Sauvignon Reserve, 1999
dunkelfruchtig, Holunder, Zimt, Leder, ein Hauch Kakao und Butter, kräftige Tannine, ausgewogen und dennoch lebhaft, 93 Punkte
Château Pichon Longueville Comtesse de Lalande, Pauillac, 1995
dunkle Früchte, unglaublich dicht, Tabak, feine Kräuternoten, zeigt Frische und ist hervorragend ausbalanciert, weiteres Potenzial, 94 Punkte
Am 23. Dezember 2012 um 01:07 Uhr
So, so, es verbieten sich also „jegliche Kompromisse bei der Qualität“, hört, hört! Für das photographische Machwerk zumindest scheint dieser Anspruch nicht zu gelten…