Chilenische Rotweinelite im Vergleich

Wer chilenische Weine mit großer, teils überbordender Fruchtfülle gleichsetzt, hat meist gar nicht so unrecht. Die meisten dieser Weine sind schon sehr früh zugänglich und werden auch für den baldigen Konsum produziert. Doch was ist mit der Spitze der chilenischen Rotweine, wenn diese ins gesetztere Alter gerät? Laut Hugh Johnson sind die „ambitioniertesten Roten“  zwar länger haltbar, „doch lässt sich darüber streiten, ob sie sich nach dem 5. Jahr noch weiter entfalten.“ Das ließe sich natürlich nur im Jahrgangsvergleich klären – wie sich die Elite aus dem Jahr 1996 heute präsentiert, ist aber für sich gesehen ja auch recht aufschlussreich:

Viña Quebrada de Macul, Cabernet Sauvignon „Domus Aurea“
herbe Fruchtnote (Berberitze, Holunder),  vegetabil (Johannisbeerblätter, Brennessel), rote Paprika,  88 Punkte

Discover Wine, „Montes Alpha M“
vielversprechende Bordeauxnase, Tabak, Holzkiste, wirkt süßer, fällt am Gaumen aber ab, 89 Punkte

Robert Mondavi / Eduardo Chadwick, „Seña“
feines Heidelbeeraroma, Nougat, Leder, Trüffel, Teer, leicht rauchig, dabei ein Hauch Orange, feine, gut eingebundene Säure, 92 Punkte

Casa Lapostolle, Cabernet Sauvignon „Cuvée Alexandre“
Karamell- und Röstaromen, Nelke, etwas (Johannisbeer-)Blattwerk, kräftige, dabei geschliffene Tannine, Mineralität und Tiefe, 93 Punkte

De Martino, Cabernet Sauvignon „Reserva de Familia“
Röstaromen, etwas Kaffee und Karamell, herbe Heidelbeerfrucht,  schon etwas (flüchtiges) Jod, herbes Finish, 90 Punkte

Baron Philippe de Rothschild / Concha y Toro, „Almaviva“
Teer, Blut, Rosenholz, Tabak, etwas wild, viel Extrakt, Dichte, eher stumpf, 90 Punkte

Santa Rita, Cabernet Sauvignon „Casa Real“
ziemlich unnahbar und hart, wenig Mundfülle, dennoch kraftvoll, etwas Veilchen, erdig, 89 Punkte

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