Grever Grandezza vom Feinsten

Hohe Erwartungen weckte die Ankündigung, einige ältere Jahrgänge von einem der größten Weine aus der Toskana miteinander vergleichen zu können. Erwartungen, die nicht enttäuscht wurden, wie sich bei der Vertikalprobe des Camartina vor kurzem zeigte.

Das Weingut Querciabella betreibt mit seinem biologisch produzierten Topwein aus Sangiovese und Cabernet Sauvignon von Anfang an einen enormen Aufwand: Die streng selektierten Trauben werden  ohne Pressung in die Gärtanks gebracht, später – nach wie vor nach Rebsorten getrennt – in teils neuen, teils einjährigen französischen Barriques ausgebaut, dann nach einem Jahr und einer weiteren Selektion schließlich zu einer Cuvée zusammengeführt, die noch weitere 8 bis 12 Monate im Holz reifen darf. Bei den degustierten Weinen aus den Neunzigern war Sangiovese die Hauptsorte – ein Sortenverhältnis, das sich zur Jahrtausendwende dann umkehrte.

Querciabella, Camartina 1990
Zigarrenkiste in der Nase, schwarze Kirschen, Holunder, etwas Teer, Leder, schöne Fülle, Kraft, dabei zupackend mit einer gut eingebundenen Säure, außerordentlich harmonisch, 95 Punkte

Querciabella, Camartina 1993
dezentes Mandelaroma, Lakritz, Kakaobohne, Noten von gelber Senfsaat, würzig,  91 Punkte

Querciabella, Camartina 1994
Zimt, Pflaume, feines Mandelaroma, Karamell, wirkt etwas verschlossen, aristokratisch vornehm, hat noch viel Potenzial, 93 Punkte

Querciabella, Camartina 1995
sehr konzentriert und dicht, etwas Zedernholz, Nelke, ein Hauch feinster Bourbon, immer noch zupackend mit großer Länge und starkem Nachhall, 95 Punkte

Querciabella, Camartina 1996
wirkt geschliffen, Averna, schwarze Kirsche, etwas alkoholisch, adstringierend, ohne festen Unterbau, 90 Punkte

Querciabella, Camartina 1997
leider, leider Kork, dennoch merkt man diesem Spitzenjahrgang noch seine große Kraft an.

Zum Schluss dann noch ein mehr als erwähnenswerter süßer Trost:

J.J. Prüm, Wehlener Sonnenuhr, Riesling Auslese 2006
95 Punkte


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